Die TTouch Körperbänder

Tellington TTouch – Die Körperbandagen

Hier möchte ich dir ein weiteres Tool aus dem Tellington TTouch Werkzeugkoffer vorstellen: die Körperbandagen.

Jedes Werkzeug kann für sich alleine schon sehr wirksam sein.

Die Kombinationen aus mehreren Bausteinen allerdings verbessern oft das Ergebnis. Wie bei einem guten Rezept geben manche Zutaten erst den letzten Pfiff.

Die Bandagen, oft auch Körperbänder genannt, helfen dem Hund, seinen Körper besser wahrzunehmen. Sein Körper ist der Vermittler zwischen seiner Umwelt und seinem Gehirn.
Die TTouch-Griffe und Bandagen helfen dem Hundekörper nachhaltig zu entspannen.

So relaxt, kann der Hund viel gelassener auf Umweltreize reagieren.

In meinen Workshops ist der Bandagenteil oft der lustigste.
Klar, sieht ja auch witzig aus, so ein eingewickelter Hund. Häufig bewegen sie sich auch anders als normalerweise.
Warum das so ist und was die Bandagen im Körper auslösen, soll dieser Artikel beleuchten.

Die TTouch Körperbänder

Was passiert im Hundekörper, wenn du ein Körperband anlegst?

Die Haut des Hundes enthält eine Vielzahl von Sinneszellen und Rezeptoren. Hier werden Druck, Berührungen, Vibrationen und auch Schmerzen empfunden.

Legen wir eine Körperbandage an, üben wir eine Berührung mit etwas Druck aus.

Berührungsreize sprechen die Nahsinne an. Das Gehirn des Hundes erhält sofort mehr Informationen über seinen Körper.

Ist die Bandage also am Hund, schaltet sich etwas ein, das man sensorische Integration nennt. Sie ist verantwortlich für die Aufnahme, Verknüpfung und die Verarbeitung sinnlicher Erfahrungen.

Dazu gehören:

  • Berührungen, Bewegungen, Körperwahrnehmungen
  • Riechen, schmecken, hören und sehen
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Alle über das Sinnessystem aufgenommenen Informationen werden ins Nervensystem weitergeleitet. Sie werden dort verarbeitet und gedeutet.
Das Gehirn gibt dem Körper nun Anweisungen, wie er sich in der jeweiligen Situation verhalten soll.

Auf negative Reize erfolgt eine Stressantwort – positive Reize entspannen sofort

Positive sensorische Reize, z. B. eine sanfte Berührung mit etwas Druck, helfen dem Hund körperlich und geistig wieder in seine Balance zu kommen.

Legen wir nun also eine Bandage an, sind folgende körperliche Reaktionen möglich:

  • Muskelentspannung
  • Änderung der Atemfrequenz (sie wird ruhiger und tiefer)
  • Veränderung der Körperhaltung (z.B. eingezogene Rute zu neutraler Rute)
  • Blutdruck sinkt
  • Herz schlägt ruhiger

Häufig sehe ich nach der Sitzung, dass sich vor allem ängstliche und nervöse Hunde deutlich entspannen. Sie können sich nun besser konzentrieren und stressige Umweltreize gelassener angehen.

Beim kleinen Bobby, dem Chihuahua-Mix meiner Tochter, konnte man immer gut sehen, wie die Rute nach dem Tragen einer Bandage wieder hochging und er sichtlich entspannte.

Bobby lebte mit dem Deprivationssyndrom (reizarme Aufzucht).

Er konnte über den Körper sehr gut beeinflusst werden und verlor dank Tellington TTouch, Bandagen und viel Geduld und Liebe unsererseits einen Großteil seiner starken Ängste.

Wie lege ich eine Bandage an: Anleitung zum Ausprobieren

Tellington TTouch Körperbandagen

Die Bandagen bestehen immer aus elastischem Material. Man kann sie in verschiedenen Ausführen kaufen.

Hier kannst du das Tellington Körperband für Hunde kaufen. Zum Beispiel in den Größen 4, 6, 8 und 10 cm und natürlich auch in verschiedenen Farben.

Die Bandagen zeichnen sich durch ihre Flexibilität aus.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, sie sinnvoll und hilfreich um den Hund zu wickeln.

Eine häufig benutzte Variante ist die sogenannte halbe Bandage. Sie ist einfach anzulegen und dennoch wirkungsvoll.

Und so geht’s:

  1. Nimm die Mitte der Bandage und lege diese um die Brust des Hundes.
  2. Überkreuze nun die Enden über dem Rücken und unter dem Bauch.
  3. Jetzt führst du die Enden über dem Rücken zusammen und verbindest sie dort mit einer Baby-Sicherheitsnadel oder machst einen Knoten, wenn die Bandage noch lang genug ist.

Tipps für die Umsetzung


Der Knoten sollte nicht direkt auf der Wirbelsäule sitzen. Besser leicht daneben.

Die Bandage soll flach anliegen und mäßig gestretcht sein – wie ein Stretchshirt, das leicht auf der Haut aufliegt. Sie darf nicht zu fest und nicht zu locker sitzen.

Anstelle einer Bandage kann auch ein T-Shirt in passender Größe verwendet werden.

Achte hier darauf, dass die Ärmel des Shirts nicht kneifen und der Knoten hinten nicht zu fest geschnürt wird. Der Hund muss sich entspannt und frei bewegen können.

Die Tragedauer von Bandage und T-Shirt ist vom Hund abhängig. Du kannst dich da langsam herantasten, mit ein paar Minuten am Anfang – und dann steigern.

Achte hier gewissenhaft auf die Signale deines Hundes. Er sollte währenddessen unter Aufsicht sein. Lasse ihn eingewickelt niemals alleine zu Hause.

Thundershirt

Das Thundershirt ist gerade Haltern von ängstlichen Hunden ein Begriff. Wie die Bandagen, übt es einen leichten und angenehmen Druck auf den Hundekörper aus. Auch hier spielt natürlich die sensorische Integration eine große Rolle.

Warum aber hilft es manchen Hunden so gar nicht und wieder andere reagieren recht angespannt oder sogar mit Angst darauf?

Der Tellington TTouch Guide für Hunde

Das liegt daran, dass das Thundershirt immer gleich anliegt. Eine individuelle Anpassung an die Bedürfnisse des Hundes, ist nicht möglich.

Ängste werden in unterschiedlichen Teilen des Körpers abgespeichert. Der eine Hund zeigt sie leicht erkennbar über Rute oder Ohren, der andere hat vielleicht einen angespannten Bauch oder Rücken.

Dies kann man also mit einer Bandage gezielter angehen und die Wickeltechnik immer wieder verändern.
Das Thundershirt umschließt beim Anlegen aber sofort den ganzen Hundekörper.
So gelangen sehr viele Informationen in das Nervensystem.

Sensible Hunde sind schneller überreizt

Bei sensiblen Hunden, die ein schlechtes Körpergefühl haben, kann das komplette Shirt daher auch einfach zu einer Überreizung führen! Passieren kann das allerdings auch mit einer unvorsichtig angelegten Körperbandage.

Achte beim Anlegen von Bandage oder Shirt auf deine Körpersprache. Wenn du unsicher oder aufgeregt bist, überträgt sich das auf deinen Hund.

Auch Körpersprache und Beschwichtigungssignale solltest du im Blick haben. Leichte Verunsicherung ist o.k. Das Nervensystem lernt ja gerade.

Einfrieren des Hundes, bis hin zur kompletten Starre, dauerhaft staksiges Laufen, Unruhe und in seltenen Fällen auch aggressives Verhalten deuten auf Überforderung hin.
Hier solltest du die Sitzung abbrechen.

Wann sollte ich die Bandage benutzen

Die Anwendungsbereiche der Körperbandagen sind vielseitig. Man kann damit nicht nur das Verhalten positiv beeinflussen. Auch in der Physiotherapie wende ich sie seit Jahren gerne an.

Sie eignen sich hier hervorragend zum Auflösen von Schonhaltungen bei Hunden und dem Bewusstmachen von einzelnen Körperteilen.

Zum Beispiel nach einer entsprechenden Operation am Bewegungsapparat, oder neurologischen Störungen. Hier ist es wirklich sehr wichtig mit kurzen Sequenzen zu starten.

Da der Hund sich anders bewegt, kann es durch Überbeanspruchung zu Muskelkater kommen.

Stress, Ängste, Hyperaktivität und mehr: In diesen Fällen können Körperbänder helfen

Im Verhaltensbereich ist die Anwendung so vielseitig, wie die Sorgen, die wir mit unseren Hunden im Alltag so haben können.

Hier gibt es nicht nur unzählige Wickeltechniken, sondern eben auch unzählige Möglichkeiten von Verhaltensauffälligkeiten. So können die Körperbänder aus dem Tellington TTouch beispielsweise gut helfen bei:

  • Stress (Auto/Bahn/Bus fahren, neue Situationen wie Umzug etc., alleine bleiben…)
  • Verschiedenen Ängsten (Geräuschangst, Berührungsängste.)
  • Unruhezuständen
  • Überdrehten bis hyperaktiven Hunden
  • Aggressiven Hunden
  • Welpen/Tierschutzhunden bei der Eingewöhnung im neuen Zuhause

Was mache ich während des Tragens des Körperbandes?

Die Körperbandage sollte natürlich nicht erst in der Akutsituation selbst angewendet werden. Besser ist es, sie vorher -in entspannter Atmosphäre- aufzutrainieren.

Damit lässt sich eine fehlerhafte Verknüpfung gut vermeiden.

Die Bandagen wirken nach: Es ist also okay entspannte Situationen zu nutzen, ehe es ans Eingemachte geht.

Bringe den Hund nach dem Anlegen in Bewegung. Ein kleines Spiel, ein paar freundliche Worte oder auch die Suche nach etwas Futter bieten sich hier an. Das erleichtert es ihm, sich mit dem noch neuen und ungewohnten Körpergefühl besser zurechtzufinden.

Ich empfehle meinen Kunden die Anwendung der Bandagen stets in Kombination mit den TTouch-Griffen.

Beides zusammen ist in der Regel effektiver und nachhaltiger. Jedoch gibt es immer wieder einzelne Fälle, die allein mit der Bandage in kurzer Zeit gelöst wurden. Einen Versuch ist es also in jedem Fall wert.

Ein kleiner Tipp zum Schluss

Wie fühlt sich die Bewusstheit über einen einzelnen Körperteil wohl an? Du kannst das gern an dir selbst testen. Dazu kannst du ein einfaches Zopfgummi um deine Hand, einen Finger oder den Arm binden. Lass den Gummi locker flockig aufliegen. Jetzt wirst du feststellen, dass du diese Bereiche deines Körpers vorher nicht wahrgenommen hast.

Die Bewusstheit darüber kann, insbesondere, wenn Verspannungen oder Ängste im Körper sitzen, einiges in Bewegung bringen. Nicht umsonst wird Tellington TTouch schon seit Jahrzehnten auch beim Menschen sehr erfolgreich angewendet. Vielleicht bekommst du so nun ein noch besseres Gefühl dafür, was dein Hund beim Tragen einer Körperbandage empfindet.

Viel Spaß beim Ausprobieren 🙂

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17 Kommentare

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  4. Nachdem ich bei meiner Pflegehündin tolle Erfolge mit Körperbandagen gemacht habe reagiert meine eigene Hündin extrem empfindlich darauf. Dreht sich min Kreis, rennt aufgeregt hin und her, scharrt und winselt manchmal sogar und legt sich irgendwann recht unentspannt hin, was soll ich tun?

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    • So pauschal kann man das nicht sagen. Hier spielen viele Faktoren eine Rolle.
      Wie lange liegt die OP zurück, was sagt der Chirurg zum Bewegungsspielraum.
      Wo sitzen die Verspannungen und wie sieht das Gangbild aus.
      Eine Bandage hilft dem Hund seine Schonhaltung aufzulösen. Dadurch werden andere Muskelgruppen beansprucht.
      Ein Zuviel führt dann schnell zu Muskelkater.
      Anfangs nur eine halbe Bandage anlegen, kombinieren mit Fußbandagen an einer oder beiden Hinterpfoten (einfache Lösung: Zopfgummis, gibt’s passend für jede Hundepfote)
      So angezogen den Hund über niedrige Stangen führen. Kleine Arbeitssequenzen 3-5 min, später langsam steigern.
      Vorher und nachher etwas Massage (siehe Blog) verbessert das Ergebnis.

  10. Sehr cool, wir verwenden die TTouch Bandage vor allem bei Gewitter und das wird sehr gut abgenommen 🙂

    Hast du einen Tipp zur Entspannung von Lendenwirbelsäule und Hüfte mit der Bandage?

    Alles Liebe,
    Julia & Plouf

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