Ängstliche Hunde beruhigen: Die Magie von Tellington TTouch

Ein ängstlicher Hund kommt in die Tierarztpraxis.

Der Hund hat eine Zecke.

Und er will sie behalten.

Um jeden Preis.

Groß, kräftig und gewandt wie ein Aal entzieht er sich unseren Bemühungen.

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Pause.

Wir treten vom Tisch zurück.

Ich atme durch, leere meinen Kopf und beginne den Hund zu ttouchen.

Ohne Druck und ohne Erwartung.

Nach zwei Minuten ist alles vorbei und die Zecke entfernt.

TTouch hat in vielen Situationen geholfen, sowohl mir als auch dem Tier.

Mir hat es geholfen, mich zu erden, entspannt zu handeln und einfühlsam zu sein.

Dem Hund hat es geholfen, seine Ängste loszulassen und Vertrauen zu gewinnen.

TTouch kommt sanft und leise daher.

Eher unscheinbar.

Aber die Ergebnisse die du damit erzielen kannst, sind oft unglaublich.

Dieser Artikel zeigt dir, wie du die Körpersprache deines Hundes verstehen, Ängste erkennen und durch gezielte Berührungen positive Veränderungen bewirken kannst.

Bist du bereit?

Dann lass uns beginnen.

Angst und Panik beim Tierschutzhund

Warum ist Berührung für deinen ängstlichen Hund so wichtig?

Berührung ist eine kraftvolle Form der Kommunikation zwischen dir und deinem Hund.

Sie überbrückt nicht nur die Lücke zwischen zwei Lebewesen, sondern schafft auch eine Verbindung, die über Worte hinausgeht.

Für Hunde ist Berührung ein zentraler Aspekt ihrer Wahrnehmung.

Diese physische Verbindung dient als Kommunikationsmittel, das Gefühle, Emotionen und Zustände vermitteln kann, die Worte allein nicht erfassen können.

Die sensorische Integration spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Hunde nehmen ihre Umgebung durch ihre Sinne wahr, darunter Berührung, Sehen, Hören, Riechen und Schmecken.

Die sensorische Integration ermöglicht es, alle diese Informationen miteinander zu verbinden und zu organisieren.

Berührungen haben die einzigartige Fähigkeit, das parasympathische Nervensystem zu aktivieren, das für Entspannung und Wohlbefinden verantwortlich ist.

Dadurch können ängstliche Hunde in eine ruhigere und ausgeglichenere Verfassung versetzt werden.

Wenn du deinen Hund ttouchst, ist das wie eine stille Unterhaltung.

Du zeigst ihm, wie er sich beruhigen kann, ohne Worte zu benutzen.

Wie du körperliche Symptome bei deinem Angsthund erkennst

Die Angst und der Stress deines Hundes wirken sich auf sein Nervensystem aus. In seinem Gehirn gibt es so etwas wie eine „Angstzentrale“ – die Amygdala. Sie entscheidet, ob eine Situation gefährlich ist oder nicht. Wenn sie den Alarm auslöst, passieren einige Dinge:

Der Körper deines ängstlichen Hundes in Alarmbereitschaft

  • Die Aufmerksamkeit deines Hundes steigt –ist aber auf das Angst auslösende Ding fixiert (Tunnelblick)
  • Seine Sinne schärfen sich – Pupillen werden größer, Hören und Sehen werden intensiver.
  • Die Muskeln spannen sich an – dein Hund ist bereit zum Handeln.
  • Herzfrequenz und Blutdruck steigen – das ist der Turbo-Boost-Modus.
  • Die Atmung wird flacher und schneller – mehr Sauerstoff für die Muskeln.
  • Energie wird freigesetzt – dein Hund ist bereit zu kämpfen oder zu fliehen.

Wie sieht die Körpersprache jetzt aus?

  • Angespanntes Hecheln
  • Mundwinkel in Falten und nach hinten gezogen
  • Speicheln
  • Eingezogener Schwanz
  • Niedrige Körperhaltung
  • Häufiges Gähnen
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Zittern
  • Schweißpfoten
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Entleeren von Analbeuteln

Wenn der Hund in diesem Zustand ist, kannst du ihn mit Worten kaum noch erreichen.

Erlerntes kann nicht mehr abgerufen werden.

Dein Hund ist im Überlebensmodus.

Auch dann, wenn am Straßenrand nur ein großer schwarzer Müllsack steht.

Ängste, die sich verselbständigt haben, sind nicht rational.

Je öfter dein Hund in diesen Zustand gerät, desto niedriger ist die Reizschwelle.

Der Körper ist nicht mehr in der Lage, die Stresshormone vollständig abzubauen und sich zu erholen.

Hilfe für ängstliche Hunde

Achte auf die subtilen Zeichen: Beschwichtigungssignale

Wenn du deinen Hund gut beobachtest, kannst du auch subtile Signale bemerken – die sogenannten Beschwichtigungssignale.

Sie zeigen, dass dein Hund versucht, die Situation zu beruhigen.

Hier sind einige Beispiele:

  • Den Kopf abwenden
  • Blinzeln
  • Sich abwenden
  • Die Nase oder Lefzen lecken
  • Erstarren oder sich ganz still verhalten
  • Langsame Bewegungen
  • Mit dem Schwanz wedeln (zeigt häufig einen erregten Zustand an)
  • Hinsetzen oder hinlegen
  • Gähnen (Hunde gähnen auch aus Stress oder Unsicherheit)

Wenn du diese Signale erkennst, kannst du die Situation für deinen Hund regeln, bevor das Verhalten kippt. (z. B. einen großen Bogen um den Müllsack laufen)

Gerade für einen Angsthund ist es enorm wichtig, eine sichere Person an seiner Seite zu haben.

In jedem Moment zu wissen, dass er sich auf dich verlassen kann.

Kleine Hausaufgabe:

Beobachte deinen Hund genau! Welche dieser Signale kannst du bei ihm erkennen?

Das wird dir helfen, besser zu verstehen, wie es ihm geht und wie du ihm in stressigen Situationen helfen kannst.

Nutz gerne dein Handy, um ein paar Videoaufnahmen zu machen und das später nochmal anzusehen.

Wie du deinem ängstlichen Hund mit der Tellington TTouch-Methode helfen kannst

Das faszinierende am TTouch: du kannst damit arbeiten ohne die Vorgeschichte des Hundes zu kennen.

Du erreichst mit dieser Methode den Körper, und der Körper „erzählt“ dir eine Menge.

Im Körper sind Ängste, Schmerzen und Verspannungen gespeichert, und du kannst sie dort auch wieder lösen.

Natürlich ist es gut, wenn du etwas über den Hund weißt.

Aber mit dieser Berührungsmethode hast du Verhaltensänderungen quasi in der Hand.

Meine Tochter war jahrelang Pflegestelle für einen Tierschutzverein.

Du bekommst die Hunde manchmal ohne Namen, ohne Vorgeschichte teilweise aus der Tötungsstation.

Ich erinnere mich an Lilli. Als ich sie das erste Mal sah, lag sie zur Kugel zusammengerollt in der Sofaecke. Starr vor Angst, wollte sich nicht bewegen.

Zum Gassi mussten wir sie tragen. Sie konnte nur an einer Stelle direkt vor dem Haus ihre Notdurft verrichten und war danach und sowieso die ganze Zeit, sofort im Fluchtmodus und wollte wieder ins Haus zurück.

Einige Tage und TTouch-Sitzungen später, war aus der Kugel ein bewegungsfreudiger Ratero geworden. Nach ca. 12 Wochen konnte Lilli an eine Familie vermittelt werden.

Und wir bekamen wunderbare Fotos von glücklichen Kindern und entspanntem Hund am Strand.

Probier es aus!

Du kannst nichts verlieren, aber Alles gewinnen.

Die Tellington TTouch-Methode hilft deinem ängstlichen Hund:

  1. Mit achtsamen Berührungen: Hier werden besondere Techniken verwendet, die sanft und respektvoll sind. Dadurch wird Stress abgebaut und das Vertrauen des Hundes gestärkt.
  1. In ganzheitlicher Betrachtungsweise: Die Tellington TTouch-Methode sieht den Hund als Ganzes. Dabei berücksichtigt sie sowohl den physischen als auch den emotionalen Zustand des Tieres. Die Verbindung zwischen Körper und Geist steht im Mittelpunkt.
  2. Mit einem individuellen Ansatz: Jeder Hund ist einzigartig, und die Methode passt sich den individuellen Bedürfnissen und Herausforderungen jedes Hundes an.

Es gibt keine Einheitslösung, da die Methode auf die spezifischen Bedürfnisse des Hundes eingeht.

Tellington TTouch ist klare, ehrliche Kommunikation auf körperlicher Ebene.

Bedeutung von Bodenarbeit und Körperbändern:

Die Tellington TTouch-Methode umfasst nicht nur die Berührungstechniken, sondern auch Bodenarbeit und die Verwendung von Körperbändern.

Die Bodenarbeit beinhaltet Übungen, bei denen der Hund sanft über Hindernisse geführt wird. Dies fördert das Körperbewusstsein und die Koordination des Hundes.

Körperbänder sind elastische Bänder, die am Körper des Hundes angebracht werden, um bestimmte Bereiche gezielt zu unterstützen.

Die Tellington TTouch-Methode bietet dir einen ganzen Werkzeugkoffer, um deinen ängstlichen Hund zu unterstützen.

Tellington TTouch anwenden: Praktische Schritte um deinem Angsthund zu helfen

  1. Finde einen ruhigen Ort: Such dir einen gemütlichen, ruhigen Platz, an dem du und dein Hund euch wohlfühlt und nicht gestört werdet.  
  2. Sanfte Berührung: Beginne mit sanften Berührungen an verschiedenen Körperstellen. Verwende als Einstieg z.B. Noahs Marsch (sieh Anleitung im Text). Achte darauf, wie dein Hund auf die Berührungen reagiert.
  1. Beobachte die Reaktion: Während du die Berührungen ausführst, achte auf die Reaktion deines Hundes. Wenn er Anzeichen von Entspannung zeigt, wie beispielsweise tieferes Atmen oder Muskelentspannung, weißt du, dass du auf dem richtigen Weg bist.
  2. Atemübungen: Verbinde die Berührungen mit Atemübungen.

Atme ruhig und gleichmäßig(5 Sekunden ein und 5 Sekunden aus), während du die Berührungen ausführst.

Dies kann zur Entspannung beitragen, sowohl bei dir als auch bei deinem Hund.

Damit dein Hund eine positive Erfahrung macht, ist es hilfreich, die Techniken behutsam und geduldig anzuwenden.

Versuche für einen Moment, die Wirklichkeit auszublenden.

Sei einfach dankbar, diesen Augenblick mit deinem Hund teilen zu können.

Mit den folgenden TTouch-Übungen, kannst du schon eine kleine Session gestalten.

Fang mit kurzen 3-5 Minuten Sitzungen an.

Übe gern erst mal an dir selbst für die Routine.

Lass dir und deinem Hund ein bisschen Zeit, um euch mit den ungewohnten Dingen vertraut zu machen.

Noahs Marsch

Tellington TTouch für den ängstlichen Hund
Noahs Marsch sanfte, bewusste Berührung für deinen Angsthund

Alle TTouches haben Namen.

Oft sind es Tiernamen z.B. Wolkenleopard oder Babyschimpanse.

So wird unsere Vorstellungskraft unterstützt.

Bei Noahs Marsch kann man sich gut die friedliche Wanderung aller Tiere zur Arche vorstellen.

So sanft und friedlich streichen deine Hände über den Tierkörper.

Du musst nur Fühlen, gar nichts wollen.

Atme tief und ruhig. Streich langsam und bewusst den ganzen Körper ab.

Auch die Pfoten und die Rute. Von vorn nach hinten und von oben nach unten. Achte auf die Körpersprache deines Hundes. Was ist gut und wo reagiert er komisch.

Deine Hand passt sich den Körperkonturen an.

Eine Hand streicht, die andere hält einen Kontakt zum Körper.

Die Bewegung ist langsam, der Druck sehr sanft.

  • Probiere es an dir selbst.
  • Leg die Hand auf deinen Scheitel.
  • Streich jetzt sanft über Kopf, Schulter, Arm bis zur Hand. Mach ein paar Wiederholungen.
  • Wie fühlt sich das an?

Wenn deine Hände ein bisschen Routine haben, wirst du auch Dinge fühlen können.

Verspannungen, warme und kalte Stellen, verändertes Fell oder auch Stellen, die noch nicht berührt werden wollen.

Merk es dir, aber bewerte es nicht gleich. Manchmal finden Hunde merkwürdig, was wir da tun und reagieren entsprechend. Bleib geduldig und versuch es später noch einmal.

Der Wolkenleopard TTouch – das Fundament für alle anderen kreisenden TTouches

Tellington TTouch für ängstliche Hunde Wolkenleopard
Entspannung für deinen Angsthund mit dem Wolkenleopard: Stress abbauen, Vertrauen stärken und den Körper bewusster wahrnehmen!
  • Lege deine Hand sanft gewölbt auf das Fell deines Tieres.
  • Die zweite Hand bleibt in Kontakt mit deinem Hund.
  • Verwende deine ersten Fingerglieder und deinen Daumen, um das Fell zu berühren.
  • Jetzt bewege aktiv die Haut in einem 1 ¼ Kreis, als ob du das Zifferblatt einer Uhr nachzeichnen würdest.
  • Starte diesen Kreis bei 6 Uhr, wobei die 6 in Richtung Boden zeigt.
  • Beende den Kreis etwa bei 9 Uhr.
  • Mache eine kleine Pause und gleite dann weiter zum nächsten Kreis.
  • ziehe Linien über den Körper, von vorn nach hinten, von oben nach unten

Die Wirkung? Der Abbau von Angst und Stress, gestärktes Vertrauen, eine bessere Anpassungsfähigkeit an unbekannte Situationen und mehr Bewusstheit im Körper

Fallbeispiele: Angsthunde auf dem Weg zur Besserung

Fallgeschichte 1: Der Beagle aus dem Versuchslabor

In einem meiner Angst-Seminare, an dem sechs Hunde und ihre Menschen teilnahmen, traf ich auf einen Beagle, der mit Unsicherheit und Angst aus seiner Vergangenheit kämpfte.

Dieser Beagle lag zu Beginn des Seminars ängstlich an die Wand gedrückt, dicht hinter seinem Frauchen. Als wir mit den ersten TTouch-Übungen begannen, schien er immer wieder hochzuschrecken, unfähig, sich zu entspannen. Die Anspannung in ihm war förmlich greifbar.

Nach der Mittagspause vertieften wir unsere Arbeit mit Bodenübungen. Hier bemerkte ich das erste Mal eine Veränderung: Das Gesicht des Beagles entspannte sich. Ich sah förmlich, wie die Wirkung des Sympathikus nachließ, und seine Gesichtszüge sich lockerten.

Es folgten weitere TTouch Übungen.

Am Ende des Seminars zeige ich den Teilnehmern gern, wie sich Tellington TTouch am eigenen Körper fühlt. Während meine Kollegin auf dem Boden saß, umgeben von entspannten Hunden, stand unser Beagle auf. Er ging zu ihr und sie begann vorsichtig ihn zu ttouchen.

Der Hund legte sich hin, kippte zur Seite und machte einen tiefen Atemzug.

Ein Moment der absoluten Entspannung.

Ein Augenblick, der uns alle innehalten ließ

Es war unglaublich zu sehen, wie viel Unterschied ein Tag mit Tellington TTouch machen kann.

Und genau darum geht es bei der Tellington TTouch-Methode – um die Möglichkeit, das Leben von Hunden und ihren Menschen positiv zu beeinflussen.

Fallgeschichte 2: Baila, eine Galgo Espanol Hündin

Während meiner Tellington TTouch Ausbildung stieß ich auf viele faszinierende Fallgeschichten, aber Baila, bleibt mir besonders im Gedächtnis.

Baila, eine Fundhündin aus Spanien, kam bei ihrer neuen Familie an.

Niemand wusste was ihr alles passiert war.

Doch schon bald war klar, dass ihr Leben von Ängsten und Unsicherheiten bestimmt wurde.

Sie fürchtete sich vor Fremden, zuckte zusammen, wenn andere Hunde in der Nähe waren, und weigerte sich hartnäckig, Gassi zu gehen.

Glatte Fußböden waren für sie ein absolutes No-Go, nicht mal Futter konnte sie in die Küche locken.

Wenn jemand Stühle hin und her schob, geriet sie in Panik

Auch Bus und Bahnfahren war kaum möglich, weil sie vor lauter Stress extrem hechelte.

Das Leben mit einem Angsthund ist nicht einfach.

Und 23 kg Galgo Espanol der nicht mitgehen will, machen es nicht besser.

Also suchte die Familie Hilfe.

Ich begann mit fünf Tellington TTouch-Sitzungen in kurzen Abständen.

Vor der Anwendung dieser Methode zog Baila regelmäßig nach Hause zurück, sobald sie vor die Tür trat.

Auf Hundewiesen ignorierte sie andere Hunde und zeigte zahlreiche Beschwichtigungssignale. Spielen kam für sie nicht infrage.

Sie saß einfach da und starrte ins Leere.

Ein trauriger Anblick.

Doch nach den TTouch-Sitzungen erlebte sie eine unglaubliche Verwandlung.

Eine Hundesitterin berichtete:

„Die Veränderungen sind fast unglaublich. Wüsste ich nicht, dass sie gettoucht wurde, würde ich glauben, sie wurde verhext. Es ist schön, sie so zu sehen.

Sie wirkt viel sicherer und selbstbewusster.“

Diese Geschichte zeigt, wie Tellington TTouch selbst bei Hunden mit tiefen Ängsten und Unsicherheiten überraschende Ergebnisse erzielen kann.

Veröffentlicht in Angst, Hunde, TTouch.

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